Häufig gestellte Fragen

Was unterscheidet Lerntherapie von Nachhilfe?

 

Nachhilfe ist eine Ergänzung zum Schulunterricht und soll helfen, kleinere Wissenslücken gezielt zu schließen und Noten zu verbessern. Grundsätzlich sind in den Fächern, in denen Nachhilfe benötigt wird, gute fachliche Grundlagen vorhanden. Lesen, Schreiben und Rechnen gelingen weitgehend altersgemäß. Schwierigkeiten treten meist nur punktuell auf und können mit nochmaligen oder anderen Erklärungen überwunden werden.

Lerntherapie richtet sich insbesondere an Kinder, denen Lesen, Rechtschreiben oder Rechnen im Vergleich zu gleichaltrigen Kindern schwerfällt. Schulische Grundlagen fehlen oder sind nur unzureichend vorhanden. Viele der betroffenen Kinder haben dadurch das Vertrauen in ihr Können verloren. So spielen auch das Wiedergewinnen von Motivation und die Stärkung des Selbstbewusstseins und des Vertrauens in die eigenen Fähigkeiten eine wichtige Rolle in der Lerntherapie. Nicht nur inhaltliche, sondern auch emotionale Voraussetzungen für einen Neuanfang im Lernen müssen geschaffen werden.

Lerntherapeuten orientieren sich daher nicht am aktuellen Schulstoff, sondern individuell an den Lernvoraussetzungen des Kindes und seinen Bedürfnissen.

 

Übernimmt die Krankenkasse die Kosten für eine Lerntherapie?

Nein. Die Kosten für eine Lerntherapie müssen in der Regel privat übernommen werden. Alle Unterstützungsmaßnahmen sind Selbstzahler-Leistungen.

Die Gebührenordnung orientiert sich an den Richtlinien für therapeutische Berufe.  Auch wenn eine medizinische Diagnose im Hinblick auf die Lernschwierigkeiten vorliegt und eine Lerntherapie empfohlen wird, ist diese jedoch nicht über die Krankenkasse abrechnungsfähig

Nach § 35 a SGB VIII Kinder- und Jugendhilfe kann in besonderen Fällen, in denen die seelische Gesundheit des Kindes gefährdet ist, eine Kostenübernahme bzw. ein -zuschuss für eine Lerntherapie beim Jugendamt beantragt werden. 

 

Wie lange dauert eine Lerntherapie in der Regel und wie häufig finden Sitzungen statt?

Eine Lerntherapie dauert in der Regel länger und ist fortlaufend angelegt. Typische Merkmale:

  • Dauer: abhängig von Lernschwierigkeiten, Zielsetzungen und Fortschritt, teilweise mehrere Monate oder Jahre
  • Häufigkeit: regelmäßige Sitzungen, meist 1–2 Mal pro Woche

 

Wie sind die Erfolgsaussichten einer Lerntherapie?

Oft zeigen sich schon nach einigen Wochen deutliche Verbesserungen in konkreten, messbaren Bereichen, wie Lesefähigkeit, Rechtschreibung, Rechenstrategien oder Selbstregulation.

Langfristige, nachhaltige Erfolge entwickeln sich jedoch schrittweise über mehrere Monate bis Jahre.

"Das Gras wächst nicht schneller, wenn man daran zieht."

Manche Dinge brauchen Zeit, um zu reifen, und lassen sich durch Druck oder Übereile nicht beschleunigen. Stattdessen ist es wichtig, Geduld zu haben, dem Kind Zeit und Raum zum Wachsen zu geben und auf seine individuelle Entwicklung zu vertrauen. Der Lerntherapeut begleitet und unterstützt das Kind dabei und schafft bestmögliche Vorraussetzungen dafür.

 

Wie läuft eine Lerntherapie in der Regel ab?

 

Eine Lerntherapie läuft in mehreren Phasen ab:

  1. Erstgespräch und Abklärung
  • Ziel: Ziele, Bedürfnisse, Stärken und Probleme klären; Erwartungen abstimmen
  • Beteiligte: Kind, Eltern/Erziehungsberechtigte, Therapeut
  • Inhalte: Lern- und Unterstützungssituation, schulische Lage, bisherige Fördermaßnahmen
  1. Eingangsdiagnose/Diagnostik
  • Standardisierte Tests (je nach Verdacht): Schriftsprach-/Lesetest, Rechtschreib- und Grammatiktests, Leseverständnis, Rechenleistung, Aufmerksamkeit, Gedächtnis, Lernstrategie
  • Beobachtungen, Anamnese, Gespräch mit Eltern
  • Erstellung eines Förderprofils und eines individuellen Förderplans
  1. Förderplanung
  • Festlegung realistischer Ziele (kurz- und langfristig).
  • Auswahl passender Methoden, Materialien und Übungsformen.
  • Vereinbarung von Frequenz, Dauer der Sitzungen und Erfolgskriterien.
  1. Durchführung der Therapie
  • regelmäßige Sitzungen (1-2mal wöchentlich)
  • Aufbau von Lernstrategien: Arbeitsorganisation, Lernmotivation, Konzentration, Metakognition
  • Üben von Kernkompetenzen
    • Leseförderung (Lauttreue, Textverständnis, Leseflüssigkeit)
    • Rechtschreibung und Rechtschreibstrategien
    • Schreibkompetenz (Textaufbau, Planen, Textproduktion)
    • Rechenkompetenz (Grundlagen, Anwendung, Problemlösen)
  • Individuelle Anpassung der Übungen an Lernfortschritte.
  1. Fortlaufende Evaluation und Anpassung
  • regelmäßige Erfolgskontrollen (Feedbackgespräche, konkrete Kennzahlen)
  • Anpassung von Zielen und Methoden bei Bedarf.
  • Kommunikation mit Schule und ggf. weiteren Fachstellen
  1. Übergang und Abschluss
  • Entscheidung, wann Förderbedarf ausreichend reduziert ist
  • Transfermaßnahmen in den Schulalltag (Hausaufgaben, Lernorganisation, Lernmaterialien)
  • Abschlussreflexion mit Kind/Eltern; ggf. Empfehlung weiterer Unterstützung